Das Wort „Meditation“ kommt von der englischen Übersetzung des Sanskrit- und Pali-Wortes „bhavana“, mit dem in den Lehrreden des Buddha „Geistesübungen“ beschrieben werden. Es gibt zwei Arten der Geistesübungen: „Samatha“, die seit alten Zeiten von Yogis praktizierte Sammlung und Entrückung und die von Buddha entwickelte Form der Meditation: „Vipassana“.
Vipassana bedeutet intuitives, tiefgründiges Verstehen oder klares Sehen der wahren Natur aller körperlichen und geistigen Phänomene (Vi = klar, hinein, hindurch; passana = sehen). Ziel ist die Entwicklung von Wissen durch Einsicht. Auf Deutsch wird Vipassana-Meditation häufig mit Einsichts- oder Achtsamkeitsmeditation übersetzt.
In den Lehrreden Buddhas findet man keine Aufforderung zum Glauben. Es gibt vielmehr die klare Aussage: „Glaube nur das, was du selbst erfährst!“ Die Vipassana-Mediation macht die Lehren des Buddhas direkt erfahrbar. Sie ist an keine Religion gebunden und kann deshalb unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft praktiziert werden. Die Vipassana-Meditation setzt nichts voraus. Sie nutzt die Lebensbedingungen, die gerade vorgefunden werden und beginnt mit einfachen ersten Schritten. Mit fortschreitender Übung führen Meditationserfahrungen, je nach persönlicher Entwicklung, zu immer tieferen Einsichten. Es ist ein Weg, sich und die Welt besser zu verstehen und damit eine Hilfe zur Selbsthilfe und Selbsterneuerung.
Außerdem gehört zur Vipassana-Meditation die Herz- oder Metta-Meditation, denn nach buddhistischer Ansicht sind Weisheit und Mitgefühl zwei wichtige Fähigkeiten, die der Mensch für ein bewusstes Leben gleichermaßen entwickeln sollte. Bei der Herzmeditation werden die Herzqualitäten – Liebe, Mitgefühl, Freude und Gelassenheit – geschult. Eine ausführliche Informationsschrift hierüber können Sie gerne telefonisch anfordern.
Meditationsangebote der Praxis im Johanniterhof beziehen sich auf die Vipassana-Tradition mit ihren Zielen der Selbstklärung und Selbsterkenntnis und der Entwicklung der Herzqualitäten. Dabei werden unterschiedliche Meditationsformate kombiniert. Dazu gehören neben Schweigeübungen auch Lehrgespräche und Austausch. Weitere Informationen siehe „Meditationsangebote“
Um zu prüfen, ob dieser Weg Sie anspricht, können Sie sich in meine Zusammenfassung „Der edle achtfache Pfad“ des Buddhismus einlesen, welche Sie gerne telefonisch anfordern können.
Meditationsangebote
I. Einführung in die Vipassana-Meditation
für Einzelpersonen oder kleine Gruppen in der Praxis im Johanniterhof
Die Meditationsform wird mit folgenden Elementen eingeführt:
1. Austausch über bisherige Meditationserfahrungen
2. Erarbeiten einer individuellen Sitzhaltung mit Hilfe von Körperübungen.
3. Einführung in die Meditationsmethode nach Ajarn Tong
4. Meditation zu zweit, auch „seelisches Erforschen“ genannt (Erläuterung hierzu kann telefonisch angefordert werden.)
5. Meditation im sozialen Kontakt in der Gruppe (gerne können Sie die Erläuterung hierzu telefonisch anfordern)
6. Herzmeditation
7. bei Bedarf Austausch über Erfahrungen und Klärung offener Fragen.
Termine nach Vereinbarung
07931 / 968 18 89
oder 0151 / 70 37 00 08
Teilnahmegebühr:
Die Teilnahme erfolgt auf Spendenbasis. Die Höhe der freiwilligen Spende richtet sich nach den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen. Dies entspricht der buddhistischen Tradition, nach welcher der Wert der Lehre nicht mit Geld bemessen werden kann.
Meditationsgruppe:
Geplant ist eine Meditationsgruppe, die sich regelmäßig einmal wöchentlich zum gemeinsamen Praktizieren trifft. Bitte melden Sie sich, wenn Sie interessiert sind.
II. Meditieren unter Bäumen
Wir suchen uns einen geschützten Platz in der Natur, wo wir wie zu Buddhas Zeiten unter Bäumen sitzend meditieren können. Die Stille des Waldes unterstützt uns, zur inneren Ruhe zu kommen. Die Anspannungen des Alltags fallen ab und wir können uns öffnen für eine tiefe Seins-Erfahrung.
III. Meditationskurs
„Bei mir und in der Welt sein – Einführung in die Vipassana-Meditation“
Veranstalter:
Kurverwaltung Bad Mergentheim
Institut für Bad Mergentheim Kursmedizin
Gesundheitsbildung und medizinische Wellness
Im Haus des Gastes im Kurpark
Tel: 07931 965-250
institut@kur-badmergentheim.de
www.bad-mergentheim.de
In 2020 konnte der Meditationskurs aufgrund der Corona Vorschriften leider nicht durchgeführt werden. Für das Jahr 2021 ist wieder ein Kurs geplant. Aktuelle Informationen erhalten Sie unter oben genannter Rufnummer.
Mein spiritueller/psychologischer Weg
… Es begann mit dem Gefühl, durchs Leben gespült zu werden. Ich musste aufräumen. Ich hängte meinen Beruf als Bankkauffrau an den Nagel und machte die Ausbildung zur Physiotherapeutin. Endlich konnte ich etwas Sinnvolles tun. Und das wiederum gab mir die Freiheit, mich von meiner restlichen inneren Unzufriedenheit leiten zu lassen und mich auf die Suche nach dem Sinn meines Lebens zu machen.
Ich reiste drei Monate kreuz und quer durch Indien nach Sri Lanka und kurz bevor ich meine Suche enttäuscht aufgeben wollte, stolperte ich in einer buddhistischen Leihbücherei über eine deutsche Ausgabe des Buchs „Geistestraining durch Achtsamkeit“ von Nyanaponika. Das war’s! Der Inhalt dieses Buches schien mir erstaunlicherweise sehr vertraut. Ich machte mich auf die Suche nach dem Autor, fand ihn auf abenteuerliche Weise im Urwald, in einer Einsiedelei und vertraute ihm meine Fragen an. Der ehrwürdige Nyanaponika Thera, ein deutscher buddhistischer Mönch, der die Lehre Buddhas aus der Pali-Sprache ins Deutsche und Englische übersetzte, gab mir die Empfehlung, den „Weg der kleinen Schritte“ zu gehen und eine Zeitlang in einem Kloster zu leben, um zu innerer Ruhe zu kommen. Daraufhin ließ ich mich in einem Kloster in Sri Lanka in die Vipassana-Meditation einführen.
Der Anfang fiel mir sehr schwer, doch schon bald merkte ich u. a., dass ich ausgeglichener wurde. Ich entschloss mich, in ein thailändisches Kloster einzutreten und lies mich in Bangkok, im Kloster Wat Pleng-Vipassana zur buddhistischen Nonne auf Zeit ordinieren. Der Abt dieses Klosters schickte mich bald weiter nach Chiang Mai um bei Ajarn Tong weiter zu lernen. Ich hatte damals keine Ahnung, dass ich beim berühmtesten Meditationslehrer im Norden von Thailand gelandet war.
Täglich unterrichtete der Meister mich in seiner Methode, die er aus der Mahasi Sayadaw-Technik der Theravada-Tradition entwickelt hatte. Dabei ging es um das Erlangen einer stufenweisen Erkenntnis der Lehre Buddhas. Danach entsandte er mich für längere Zeit in ein Schweigekloster im Urwald. Nach dieser Bewährungsprobe erhielt ich von Arjan Tong das Angebot, in seinem Kloster ein Meditationszentrum aufzubauen und die Menschen aus dem Westen in der Vipassana-Meditation zu unterrichten. Das war eine große Ehre für mich. Doch ich war bereits entschlossen, wieder nach Hause zu fliegen, um in meinem beruflichen und familiären Alltag zu erkunden, wie sich meine Erkenntnisse umsetzen ließen. Ich sammelte Berufserfahrung in verschiedenen Praxen, um mich danach in Bad Mergentheim selbständig zu machen. Neben der Führung meiner eigenen Praxis leitete ich abends eine Meditationsgruppe und vertiefte meine Erfahrungen in Retreats und Klosteraufenthalten in Thailand, Sri Lanka und Deutschland.
Ich mache hier einen Sprung ins Jahr 2017. Nachdem ich eine schwere Krankheit überstanden hatte, flog ich noch einmal nach Thailand, um dort meinen alten Meister zu besuchen. Ajarn Tong war inzwischen 96 Jahre alt. Als wir uns trafen, konnte er sich noch an mich erinnern und an den Spitznamen, den er mir vor langer Zeit gegeben hatte (Taj Mahal). Ich war sehr glücklich, dem ehrwürdigen Abt für das, was ich von ihm lernen durfte, danken zu können. Es ist für mich das größte Geschenk meines Lebens geblieben. Er übertrug mir nochmals die Lehrerlaubnis, seine Methode als Vipassana-Meditations-Meister weiterzutragen. Eine hohe Auszeichnung!
In der Zwischenzeit sammelte ich auch Erfahrungen mit verschiedenen anderen Meditationsformen, kam aber immer wieder auf die Methode von Ajarn Tong zurück, weil ich merkte, wie segensreich sich die Erkenntnisse aus dieser Meditationsform in das alltägliche Leben integrieren lassen, und wie sie das Leben erleichtern. Meditation ist zum festen Bestandteil meines Lebens geworden.
Während meiner jahrzehntelangen Vipassana-Meditationspraxis habe ich oft in Meditationszentren erlebt, dass durch die Meditation lang verdrängte unverarbeitete seelische Probleme ins Bewusstsein kamen. Die Meditierenden waren teilweise dadurch überfordert und mit ihren Schwierigkeiten alleine gelassen, wenn Meditationslehrer (ohne psychotherapeutisches Hintergrundwissen) keine professionelle Hilfestellung leisten konnten.
Ähnliches erlebte ich bei der Tätigkeit als Physiotherapeutin. Auch durch die Arbeit am Körper wurden seelische Prozesse angestoßen. Während der Behandlung mussten Patienten – wie man so schön sagt – „ihr Herz ausschütten“. So fühlte ich mich von zwei Seiten herausgefordert, mich mit der seelischen Ebene der Menschen professionell zu befassen. Ich machte viele Fortbildungen auf dem Gebiet der Psychotherapie und Psychosomatik und legte 1999 die Heilpraktiker-Prüfung für Psychotherapie ab.
Inzwischen hat die Erfahrung gezeigt, dass Meditation, Physiotherapie und Psychotherapie sich ergänzen und gegenseitig befruchten.